Prousts Fragebogen: Wie Du richtig gute Fragen stellst
+ Welches Buch, welche Serie und welche Musik mich zuletzt begeistert haben
Einen schönen guten Abend!
Wir können festhalten, dass mein Vorsatz, diesen Newsletter wöchentlich zu schreiben, nicht so ganz funktioniert hat…
Wie sieht es mit Euren Vorsätzen aus? Verrückt, dass das Jahr quasi schon wieder um ist und in gut zwei Monaten Weihnachten vor der Tür steht. Im Supermarkt gibt es schon Spekulatius und Lebkuchen, dabei bin ich vergangenes Wochenende noch in Wien mit einem T-Shirt rumgelaufen. Weihnachtsstimmung kommt bei uns zu Hause noch nicht wirklich auf. Dafür rückt der Herbst in großen Schritten näher. Darauf freue ich mich sehr.
Mein Jahr war bis hierhin ganz gut. Ich hatte einmal Corona, das war aber deutlich harmloser als vergangenes Jahr – und diesmal zum Glück nicht im Urlaub, sondern kurz davor. Wir haben die sächsische Schweiz, Wien, den Schwarzwald und Kopenhagen besucht. Eine Erkenntnis all der Urlaube: Wir mögen es gerne aktiv. Im Schwarzwald sind wir über 80km gewandert. Nach Kopenhagen ging es von Berlin aus mit dem Rad. Beide Urlaube waren sehr erholsam und speziell Kopenhagen hat uns beeindruckt. Wir wären am liebsten direkt dort geblieben. Wien hingegen war schön, aber irgendwie auch eine kleine Enttäuschung. Alle schwärmen immer von Wien. Ich fand Wien hübsch – aber auch laut, verstopft und distanziert.
Das war ein kurzer Ritt durchs Jahr. Widmen wir uns nun dem Thema der heutigen Ausgabe: Gute Fragen stellen.
„Was ist nochmal dein Beruf?“, fragt meine Oma mich immer wieder. Meine Antwort: Ich stelle inspirierenden Menschen viele Fragen. Mein Mantra: "Be the idiot in the room". Keine Frage ist zu dumm, wenn Unklarheit besteht.
Die Frage aller Fragen: Was zeichnet eine gute Frage aus?
Prousts Fragebogen
Hier können wir von Proust lernen. Denn: In den Salons des 19. Jahrhunderts war die Kunst des Smalltalks essenziell. Ein Spickzettel mit geschickten Fragen wurde darum populär. Und Marcel Proust gab seine persönlichen Antworten darauf. Obwohl er nicht der Verfasser war, trug der Fragebogen fortan seinen Namen. Diese scheinbar simplen Fragen gewährten tiefe Einblicke in die Seele. Hier ein paar Beispiele:
Dein Hauptcharakterzug?
Dein größter Fehler?
Welche Eigenschaften schätzt Du bei einem Menschen am meisten?
Welche Fehler entschuldigst Du am ehesten?
Dein Motto?
Dein Traum vom Glück?
Was möchtest Du sein?
Gute Fragen zeichnet demnach dreierlei aus:
Es sind offene Fragen, also Fragen, die man nicht mit Ja oder Nein beantworten kann.
Es sind Fragen, die kein Vorwissen verlangen, auf die es also, anders gesagt, keine richtigen oder falschen Antworten gibt. Nur ehrliche.
Es sind Fragen, die nicht von Dir, sondern von Deinem Gegenüber handeln.
Eine Liste der Fragen gibt es hier.
Was mich zuletzt begeistert hat
Die Dramödie "Fleabag" ist wie eine Aneinanderreihung ziemlich brutaler Faustschläge, von denen man gar nicht genug bekommen kann. Lustig, traurig, unglaublich geistreich. Eine der besten und vor allem klügsten Serien, die ich seit langem gesehen habe.
Fleabag (Amazon Prime)Was macht ein erfülltes Leben aus? Dieser Frage widmet sich Erich Fromm in seinem Buch "Haben oder Sein". Ich habe das Buch meiner Frau zum Geburtstag geschenkt und mich selbst nach kurzer Zeit festgelesen. Auch wenn das Buch 1976 veröffentlicht wurde, war es wahrscheinlich selten aktueller.
Erich Fromm, "Haben oder Sein" (dtv)Wir sind mit dem Nachtzug nach Wien gefahren. Das hat auf der Hinfahrt gar nicht gut, auf der Rückfahrt dafür umso besser funktioniert. In beiden Fällen hatte ich Falco auf den Ohren. Wien und Falco, das gehört irgendwie zusammen. Ich habe seine Musik zum ersten Mal bewusst gehört. Und war ganz begeistert, wie anders sie doch klingt.
Falco (Spotify)
Merksatz: Wir bewundern Menschen, die gute Antworten geben. Noch mehr schätzen wir diejenigen, die gute Fragen stellen. Am meisten jedoch bleiben uns die in Erinnerung, die wirklich zuhören.
Habt einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche ✌🏼
Max
Mein Vorsatz war dieses Jahr, keine Vorsätze zu haben, und das hat ziemlich gut geklappt. So gut, dass es mein neuer Dauervorsatz werden könnte …